Ganztag für alle und kostenfrei

Bild: Angelika Aschenbach

„Echte Ganztagsschulen bleiben eine Ausnahme in Hessen: Mit 110 von 1.800 Schulen stagniert die Zahl auf niedrigem Niveau. Geblieben ist auch die Zahl von 451 Schulen, die überhaupt keine Betreuung anbieten. Dazwischen findet sich ein Flickenteppich. Die Bilanz ist ernüchternd, denn nur mit wenigen Angeboten an maximal drei Nachmittagen bis 14.30 Uhr für einen Bruchteil der Schülerinnen und Schüler wird Hessen dem Rechtsanspruch nicht gerecht werden“, so der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, mit Blick auf die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage (Drucksache 20/4947). Hessen stehe noch ein hartes Stück Arbeit bevor, wenn das Land den für 2026 geplanten Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung an Grundschulen mit mindestens acht Stunden an fünf Tagen in der Woche umsetzen wolle.

Problematisch sei, dass derzeit nur 18,76 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler am „Pakt für den Nachmittag“ teilnähmen, so Degen. Zwar böten die Paktschulen an fünf Tagen Betreuung an, doch von einem Erfolgsmodell könne hier keine Rede sein. Die Rahmenbedingungen seien zu unattraktiv und Gebühren schreckten Eltern ab. Denn das Land beteilige sich finanziell auch nur mit einem Bruchteil an den Kosten, die finanzielle Hauptlast trügen Kommunen und Eltern. „Elternbeiträge von bis zu 178 Euro pro Kind monatlich sind nicht akzeptabel. Bildung muss kostenfrei sein, so wie es unsere Verfassung vorsieht“, forderte Degen, der sagte: „Die Bilanz ist mager, das Ausbautempo schleichend und bei Schwarzgrün geht Quantität vor Qualität. Das ist der falsche Weg. Verbindlichkeit und Qualität müssen oberste Priorität haben. Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig eine gute Bildung und Betreuung gerade für Grundschülerinnen und Grundschüler ist. Wir brauchen mehr verbindliche und individuelle Förderung an den Schulen, wenn man Chancengleichheit ernst nimmt. Das ist mit dem Vier- oder Fünf-Stunden-Modell von Schwarzgrün nicht zu schaffen.“

Degen kritisierte, dass sich der Kultusminister hinsichtlich der Frage, ob aktuell ein Rechtsanspruch in Hessen auf ganztägige Betreuung an fünf Tagen erfüllt werden könnte, erneut ahnungslos zeige. Die SPD habe für das nächste Plenum daher eine mündliche Frage eingereicht.