von Pascal Kempf
Die Saar-SPD hat etwas Historisches geschafft. Nicht nur die Tatsache, dass man nach 23 Jahren an der Saar wieder die Regierung stellt, nein auch der Fakt spricht Bände, dass man es mit eine absoluten Mehrheit kann. Zu verdanken ist das vor allem Anke Rehlinger, die im Wahlkampf einen super Job gemacht und den Nerv der Saarländer perfekt getroffen hat. Denn der gemeine Saarländer tickt anders als Zeitgenossen in vielen Ecken Deutschlands. Woher gerade ich das weiß? Ich bin selbst einer, habe die ersten 23 Jahren meines Lebens dort verbracht und bin heute noch stolzer Saarländer.
Aber was waren jetzt die Faktoren für den großen Gewinn an der Saar; und was kann man hier im schönen Grävenwiesbach daraus lernen? Zum einen liegt es an einem Fehler von Tobias Hans, den bereits ein Heiko Maas gemacht hat. Im Saarland mag man keine glattgebügelten Anzugträger. Damit gewinnt man nicht die Herzen der Menschen, man fliegt höchstens aus der nächsten Kneipe. Und ein zu glattes Hochdeutsch ist in einem Bundesland, wo jedes kleine Kaff seinen eigenen Dialekt hat, auch eher hinderlich. Im Saarland wird, außer vielleicht in Saarbrücken selbst, Dialekt gesprochen, unabhängig davon, ob der oder die Gegenüber ihn versteht oder nicht. Ähnlich wie Heiko Maas ist Tobias Hans sicher besser bedient, wenn er nach Berlin geht, sollte ihn eine CDU unter Friedrich Merz überhaupt noch wollen.
Anke Rehlinger war immer nah bei den Menschen, offen, ehrlich, direkt. Das sind Dinge, mit denen man im kleinsten Flächenbundesland bei der Bevölkerung punktet. Sie hat es vor allem geschafft, den Menschen ein Gefühl zu geben, dass ihre Ängste ernst genommen werden, eine Idee zu haben und einen Plan, wo es mit dem Saarland hingehen soll. Denn dort ist es vielen Menschen immer noch nicht klar, wo das kleine Land hinsteuern soll, das doch so stark vom Bergbau und der Stahlindustrie geprägt war und wo die letzten 20 Jahre nur noch die Automobilindustrie als großer Arbeitgeber in Frage kam. Die CDU konnte auf die großen Fragen in 23 Jahren keine wirklichen Antworten geben. Denn schaut man auf die Erfolge, die erzielt wurden, stellt man schnell fest, dass diese vor allen der Wirtschaftsministerin zu verdanken waren. Deren Name? Anke Rehlinger (die nebenbei bemerkt bis heute den Landesrekord im Kugelstoßen hält, wann hat man sowas mal bei einem/r Politiker/in gesehen?)
Das Saarland selbst hat immer noch den Hauch der alten BRD. CDU und SPD sind hier noch echte Volksparteien, und bis auf eine Linke unter Lafontaine gab es für die kleineren Parteien nie eine echte Chance. Und das Problem mit den Linken hat eben jener Oskar Lafontaine dann dezent selbst behoben. Wenn man das Saarland und seine Menschen als Ganzes beschreiben müsste, ich würde sagen, es hat etwas von Malochern mit französischem Flair an sich. Ein schönes Beispiel dafür ist Klaus Erfort, ein Spitzenkoch der gerade wieder den 3. Stern zurück möchte. Denn der betreibt nicht nur sein Sternelokal, sondern in direkter Nähe auch ein Restaurant, das eine deftige, günstige Küche anbietet – Mittagstisch für den Arbeiter inklusive. Und manchen Gerüchten zufolge kocht er dort sogar öfter selbst als man denken könnte.
Jetzt mag es hier in Grävenwiesbach oder dem Hintertaunus keine Spitzenköche geben, aber ich merke immer wieder gewisse Parallelen zwischen meiner echten und meiner Wahlheimat. Hier und dort mögen die Menschen es, wenn man ehrlich und direkt ist, zu seinem Wort steht und nicht um den heißen Brei redet. Man mag die Macher lieber als die Planer, statt dem feinen Wein trinkt man lieber einen guten Äppelwoi oder ein kühles Bier. Und es muss ja auch einen Grund geben, warum es hier in der Region sehr oft vorkommt ,dass neben mir noch ein Auto mit saarländischem Kennzeichen parkt oder man sogar direkt mit einem bekannten Dialekt darauf angesprochen wird.
Hier wie dort sind die großen Themen in Berlin weit weg. Die Politik soll sich erstmal um die Bedenken und Wünsche der Bürger kümmern, nicht groß denken, sondern regional und lokal. Und ich denke, wir als SPD machen da einen mehr als guten Job. Zur Not sollten wir uns vielleicht ein Beispiel an Anke Rehlinger nehmen, die hat gezeigt wie es geht.