Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Bürgerdialog“ hatte der SPD-Ortsverein den Bürgermeister von Heidenrod, Volker Diefenbach (SPD), zu Gast. Von ihm wollten wir wissen, wie es die Gemeinde geschafft hat, nahezu alle in der Kommune davon zu überzeugen, ein großes, kommunales Windkraftprojekt aufzuziehen und damit – neben einem Beitrag zum Klimaschutz – auch den gemeindlichen Haushalt zu sanieren sowie für die Bürgerinnen und Bürger die Grundsteuer B und die Kitagebühren zu senken.
Das alles wurde in Heidenrod geschafft, obwohl die Kommune mit 45 Millionen Euro Schulden kaum noch finanziell handlungsfähig war.
Zentral war hierbei, dass die Windkraft zu keinem politischen Kampfthema gemacht wurde. Vielmehr wurden zunächst die Parteien und Fraktionen ins Boot geholt, die sich allesamt für das Projekt aussprachen. In einem weiteren Schritt folgten 10 öffentliche Veranstaltungen und 2 Ortsbesichtigungen. Im Rahmen des anschließenden Bürgerentscheides sprachen sich 88 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für das Projekt aus.
Im Kern hat die Gemeinde Heidenrod gemeinsam mit der Süwag Erneuerbare Energien GmbH eine Gesellschaft gegründet, an der die Gemeinde zu 49 Prozent und die Süwag zu 51 Prozent beteiligt waren. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass nach Fertigstellung insgesamt 10 Prozent an eine Bürgergenossenschaft abgetreten werden.
„Mühefrei“ war das Vorhaben allerdings nicht – es kostete viel Schweiß und auch manche schlaflose Nacht. Über Jahre wurden alle anderen Projekte der Gemeinde diesem 56 Millionen Euro teuren Vorhaben hintangestellt.
Die Frage, wie eine Schutzschirmkommune denn überhaupt ein „Okay“ des zuständigen Regierungspräsidiums in Darmstadt erhalten konnte, stand im Raum. Die Einlage der Gemeinde – und damit das wirtschaftliche Risiko – lag immerhin bei 5,6 Millionen Euro. Aber die solide Kosten- und Ertragsrechnung hat die Rechnungsprüfer überzeugt: Die Schulden waren „gute Schulden“, so Diefenbach.
Souverän konterte Diefenbach einige kritische Fragen zu den Windkraftanlagen selbst. So sind Bürgschaften vorhanden, die einen gesicherten Rückbau garantieren und Besorgungsverträge geschlossen, damit Probleme im laufenden Betrieb behoben werden können. Darüber hinaus existieren Garantieverträge mit den Herstellern, falls mal etwas defekt ist – und was ansonsten schnell ins Geld gehen könnte.
Schließlich betonte Diefenbach, dass der Beton nicht im Boden bleibt, sondern recycelt wird und so noch zu Geld gemacht werden kann.
Ob es denn bei der Sache überhaupt keinen Haken gäbe, fragte Sebastian Wauch, Mitglied des Gemeindevorstandes, und erhielt als Antwort: „Die Heidenroder sagen dazu: ‘Nit schwätze – mache!’“
Wer detaillierte Informationen zu dem Projekt möchte, kann diese hier erhalten: Windparkplanung .